Samstag, 12. Januar 2013

Das Aus auf Burg Herzberg - Ritterspiele finden nicht mehr statt

Diese, für uns traurige Mail bekamen wir heute vom Hessischen Ritterbund. Wir bedanken uns beim Ritterbund für die langjährige Zusammenarbeit und hoffen, dass wir auch wieder bei den neuen Konzepten dabei sein dürfen.

"Wir, die Veranstalter und Organisatoren der Ritterspiele Burg Herzberg teilen hiermit offiziell mit, dass wir uns mit sofortiger Wirkung aus allen Veranstaltung auf Burg Herzberg zurückziehen. Damit kündigt der Hessische Ritterbund und das Artefakt eine achtzehn Jahre andauernde Zusammenarbeit mit der Dörnberg`schen Stiftung Burg Herzberg auf.
Was 1995 als kleine, fast familiäre Veranstaltung begann, entwickelte sich rasch zu einer der größten und bekanntesten mittelalterlichen Veranstaltungen in Deutschland. Das Gelände der Burg Herzberg hat dafür zwar ein einzigartiges Ambiente, ist aber durch seine schwierige Infrastruktur grundsätzlich nicht für große Veranstaltungen geeignet. Nur durch viel Idealismus und ausdauerndes ehrenamtliches Engagement des Hessischen Ritterbundes und seiner Freunde war es möglich, das Gelände der Burg Herzberg für Veranstaltungen nutzbar zu machen und Jahr für Jahr in Stand zu halten.

Um das Gelände in einen nutzbaren Zustand zu bringen standen vielfältige Arbeiten an. Die Mauern der Burganlage wurden wieder und wieder von Unkraut und Bewuchs befreit, ein Toilettenhaus außerhalb der Burg wurde erbaut, die Umfassungsmauer des Biergartens errichtet, Wasserleitungen verlegt, gewartet und repariert. Am Dach des Toilettenhauses mussten immer wieder Ziegel ausgetauscht werden, weil Steine aus der einsturzgefärdeten Burgmauer sie zerschlagen hatten. Belagerungsturm, Turnierplatz, Pfeilfang, Zugbrücke, Palisade und Eingangsbereich wurden von uns mit privaten Finanzmitteln errichtet, gewartet und bei Bedarf repariert.
Durch unsere langjährige Arbeit an der Burg, die - letztendlich auch für die Freiherrlich von Dörnberg`sche Stiftung Burg Herzberg - ohne Bezahlung, verrichtet wurde, konnte all dies geleistet werden.

Da direkt an der Burg weder genug Parkraum vorhanden, noch der einzige Zufahrtsweg zur Burg entsprechend ausgebaut ist, mussten die Besucher mit einem Bus-Pendelverkehr von einer eigens angemieteten und als Parkplatz genutzten Wiese 2km unterhalb der Burg zum Veranstaltungsgelände gefahren werden. Wegen der für Veranstaltungen zu schwach ausgelegten Wasserversorgung und dem Brandschutz wurden Tankwagen bereitgestellt und auch die Anmietung mobiler Chemietoiletten war notwendig. Bei schlechtem Wetter und durchnässten Wiesen haben wir oftmals Fahrzeuge von BesucherInnen und Aktiven vom Gelände geschleppt. Der Auf- und Abbau der Lager und Marktstände wurde wegen der engen Zufahrt über mehrere Tage verteilt und erforderte bei schlechtem Wetter viel Geduld von Händlern und Aktiven und organisatorisches Geschick unsererseits.

Zur Durchführung der Veranstaltungen waren zudem viele behördliche Genehmigungen, teils mit hohen Auflagen verbunden, erforderlich. So musste das ganze Gelände umzäunt sein, um zu verhindern, dass der angrenzende Wald betreten wird. Die Feuerwehr musste mit mehreren Fahrzeugen und in entsprechender Mannstärke vor Ort sein und ein Sanitätsdienst gestellt werden. Ab diesem Jahr sollten - als Reaktion auf die Loveparade-Katastrophe in Duisburg 2010 - neue Bestimmungen greifen, welche zusätzlich ein umfassendes Sicherheitskonzept erforderlich machen. Obwohl die Gemeinde Breitenbach am Herzberg mit der Veranstaltung warb und die Belebung der Region sowie die Einnahmen durch Genehmigungen etc. gerne an nahm, war sie im Gegenzug nicht bereit, die Ritterspiele und uns zu unterstützen.

Bereits seit geraumer Zeit waren wir mit dem relativ hohen Eintrittsgeld unzufrieden, wollten wir doch Mittelalter gerade für Familien mit Kindern erlebbar machen und den Aktiven ein schönes Event bieten. Seit der ersten Veranstaltung war die Finanzierung, auch durch die Abhängigkeit vom Wetter, immer ein großes, privat getragenes Risiko. Da sich weder die Stiftung noch die Gemeinde finanziell beteiligten und die Suche nach Sponsoren durch die strukturschwache Gegend weitgehend erfolglos war, mussten die gesamten Kosten durch Eintrittsgelder gedeckt werden. Obwohl alle Vorbereitungsarbeiten, so auch die überregionale Werbung mit Flyern und Plakaten, ehrenamtlich geleistet wurden, war es in vielen Jahren nahezu unmöglich kostendeckend zu arbeiten. Ohne die vielen hundert ehrenamtlichen Arbeitsstunden für die Burg hätten die Veranstaltungen niemals so lange und vor allem nicht in dieser Größenordnung fortbestehen können.
Nach der letzten Veranstltung war es dann zu unüberbrückbaren Meinungsverschiedenheiten über Art und Durchführung der Veranstaltungen zwischen der Freiherrlich Dörnberg’schen Stiftung Burg Herzberg in Person des Sprechers Jürgen von Dörnberg und uns gekommen. Dem seit Jahren anhaltenden Zuschauerschwund wollten wir mit einem neuen Veranstaltungsformat begegnen, doch dies scheiterte leider schon nach einem Jahr am Veto der Burgbesitzer. Die Stiftung machte das neue Konzept für die schwachen Zuschauerzahlen verantwortlich, während wir das schlechte Wetter und die mangelnde Werbung als Problem identifiziert hatten. Hierüber kam es letztlich zum Bruch.

Nun ziehen wir, das Artefakt und der Hessische Ritterbund, die Konsequenz, keine Veranstaltungen mehr auf der Burg Herzberg durchzuführen. Dies bedeutet das Aus für Ritterspiele, Frühjahrsmarkt, Weihnachtsmarkt und leider auch für das beliebte Schulprogramm, die „Kinderwochen“.

Wir hatten tolle gemeinsame Jahre auf der Burg, aber man muss auch erkennen, wenn eine Ära zu Ende geht. So bleibt uns nur, uns bei allen die unseren Weg so lange begleitet haben für die schöne Zeit und die Unterstützung zu bedanken.

Unser Rückzug ist keine Kapitulation, das neue Konzept “Einblick ins Mittelalter” wird weiter verfolgt. Wegen der Schwemme an mittelalterlichen Spektakeln und dem sich dadurch seit mehreren Jahren abzeichnenden Besucherrückgang wollen wir ein neues Konzept etablieren, welches ein Alleinstellungsmerkmal in der Region und ganz Hessen haben wird. „Einblick ins Mittelalter“ soll den Besuchern Informationen über das Mittelalter vermitteln und Geschichte historisch korrekt erlebbar machen ohne dabei oberlehrerhaft oder langweilig zu sein. Das neue Konzept führt weg vom allseits bekannten Mittelalter-Fantasy-Klamauk hin zur fundierten Information und zeitgenössischer Unterhaltung aus der Zeit des 11.-14.Jh. und soll an einem neuen Standort etabliert werden.
Man darf gespannt sein."

Quelle: Infomail vom Hessischen Ritterbund

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