Ein fantastisches
Interview im Jenseits mit Lucrezia Borgia
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Lucrezia Borgia |
Sie verfügte über jede Menge Macht und viele schillernde
Persönlichkeiten. Und wenn man sich Film-Sequenzen über diese Familie anschaut,
dann hat man den Eindruck, dass es dabei hauptsächlich um „Sex & Drugs
& Rock´n´Roll“ ging. Um den Sex, die Drogen und den Rock´n´Roll des
Mittelalters. Die BORGIA ist neben den Medici eine der Familien des
Mittelalters und der Renaissance, die schon zu damaligen Zeiten für jede Menge Gesprächsstoff sorgte und in den
vergangenen Jahrhunderten bis in die heutige Zeit zahlreiche Literaten,
Historiker und viele weitere kreative Menschen dazu inspiriert hat,
nachzuforschen, zu spekulieren, zu fantasieren, Geschichten zu spinnen – zuletzt
im Rahmen der international koproduzierten Fernsehserie, deren zweite Staffel
kürzlich im ZDF ausgestrahlt wurde. Insbesondere mit Cesare Borgia und Lucrezia
Borgia haben sich viele Historiker und Literaten ausgiebig beschäftigt – von
Nietzsche bis hin zu Victor Hugo, von Konrad Ferdinand Meyer bis hin zu Oscar
Wilde.
Doch entspricht dieses verruchte Bild, das die Nachwelt von
den Borgias und insbesondere von jener „Giftmischerin“ Lucrezia malt(e),
wirklich dem, wie es sich damals zugetragen hat? Das könnte uns wohl nur eine
Person sagen: Lucrezia selbst. Wenn sie denn ehrlich zu uns und sich selbst
wäre. Deshalb habe ich mich mal ins Jenseits begeben und Lucrezia herself befragt.
Ob sie wirklich ehrlich geantwortet hat, das möge jeder selbst beurteilen.
Viel
Spaß bei diesem Interview!
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Jenseits. Ich bin mit Lucrezia Borgia zum Interview
verabredet, jener Lucrezia Borgia, die zu einer der schillerndsten Figuren des
Mittelalters avancierte. Ich möchte ihr heute mal ein wenig auf den Zahn fühlen
und fragen wie es damals wirklich war. Zur Einstimmung schauen wir uns zunächst
gemeinsam eine Folge der aktuellen BORGIA-Staffel, die gerade im ZDF läuft, an.
Blog-Redaktion (im folgenden BR genannt): „Liebe Lucrezia
Borgia, jetzt haben Sie sich ja ein Bild davon gemacht, wie sie dargestellt
werden. War das damals wirklich so?“
Lucrezia: „Ich kann dazu nur sagen: Leider nein. Ich hätte
niemals gedacht, dass ich eine derartige Projektionsfläche biete. Ich bin
fasziniert und entsetzt zugleich. Und ich muss ehrlich gestehen: Ein wenig mehr
Sex und Abenteuer wären mir damals lieber gewesen.“
BR: „Dann stimmen die Gerüchte also nicht, dass sie nicht nur
dreimal verheiratet wurden, sondern darüber hinaus zahlreiche Affären hatten?“
Lucrezia: „Leider so ganz und gar nicht. Natürlich gab es da
den einen oder anderen hübschen Mann, dem ich gerne näher gekommen wäre. Leider
bin ich aber total abgeschirmt worden. Denn die Männer, mit denen ich
verheiratet war, waren ja weiß Gott nicht so prickelnd. Mit ihnen wurde ich ja
zumeist aus politischem Kalkül vermählt. Das war nicht immer ein reines
Zuckerschlecken. Nur mit meinem dritten und letzten Mann Alfonso d´Este habe
ich eine gute Basis gefunden. Nicht umsonst war ich mit ihm bis an mein
Lebensende verheiratet und habe ihm acht Kinder geboren. Gott hab ihn selig!
Ein Glück haben wir uns hier im Jenseits wieder getroffen.“
BR: „Es gibt ja auch Gerüchte, dass sie mit ihrem Bruder
Cesare und auch mit ihrem Vater Rodrigo intim geworden wären…“
Lucrezia: „Das verbitte ich mir!!! An diesen Gerüchten ist
nichts aber auch gar nichts dran. Sicherlich sind gerade wir drei uns sehr eng
verbunden gewesen. Aber daraus inzestiöse Beziehungen abzuleiten, ist völlig
abwegig. Diese Geschichten können nur Neider verbreitet haben. Ich danke meinem
Vater, dass er sich zu uns bekannt hat, zumal wir ja uneheliche Kinder waren.
Damit hat er Größe gezeigt. Das hätte ihn durchaus sein Amt kosten können…“
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Lucrezia mit ihrem Vater Rodrigo |
BR: „Andererseits konnte er gerade auch sie quasi
„benutzen“. Sie haben es ja bereits angedeutet, dass Ihr Vater sie aus
politischen Gründen mit bestimmten Männern verheiratete...“
Lucrezia: „Nun, das war damals eben so üblich. Ich kann
daran nichts Schlimmes erkennen. … (sinniert eine Weile)… Wissen Sie: Ich bin
sehr froh, dass ich damals gelebt habe und nicht in heutigen Zeiten. Wenn ich
sehe, was da heute so auf Erden mit prominenten Menschen veranstaltet wird,
dann wird mir ganz anders. Insbesondere diese so genannten Paparazzi sind ja
ganz ekelhaft. Was die für Fotos von mir und meinen angeblichen Liebhabern
hätten schießen können und diese Fotos hätte die Regenbogenpresse in
irgendwelchen Sonderteilen publiziert und es hätte diese Shitstorms auf diesen
Sozial-Kanälen gegeben…“
BR: „Sie meinen Facebook und Twitter…?“
Lucrezia: „Ja, genau… Zum Glück musste ich das nicht
miterleben. Heute gibt es Boris Becker und seine Babs und seine Silly Lilly.
Die mögen das offenbar gern, irgendwelchen Blödsinn zu verbreiten…“
BR: „Mal wieder zurück zu Ihnen und Ihrer eigenen
Geschichte: Wenn Ihnen die erotische Komponente Ihres Lebens zu dominant
dargestellt scheint, welche Aspekte hätten denn Ihrer Ansicht nach mehr
hervorgehoben werden sollen?“
Lucrezia: „Ich finde, in diesem Film werde ich viel zu sehr
als naives Dummchen, als sexgeiles Weib dargestellt. In der Tat war ich
Statthalterin von Pologo. Und ich war Unternehmerin. Ich habe mit viel mehr
Weitsicht gehandelt, als es gemeinhin dargestellt wird.
Im Film hätte es zum Beispiel hätte auch gezeigt werden können, dass ich
in Norditalien ein Sumpfgebiet trocken legen, darauf später Getreide,
Bohnen, Oliven, Flachs und Wein anbauen ließ und damit große Gewinne
erwirtschaftete. Ich werde immer nur auf den Sex reduziert, das ist
erniedrigend. Kein Wunder, das Ihr heute ein Problem mit der Gleichberechtigung
habt. Zumindest bei den Borgias hatte ICH da keine Probleme. Mein Vater überließ
schließlich MIR als seinem Lieblingskind von Zeit zu Zeit den Heiligen Stuhl,
als es ihn in andere Gefilde zog. Wenn heute ein Buch namens „Die Päpstin“
veröffentlicht wird, von einer Frau, die im 9.Jahrhundert heimlich das höchste
kirchliche Amt bekleidete, kann ich darüber nur lachen. Ich war tatsächlich die
erste Frau, die dieses Amt innehatte. Und zwar in aller Öffentlichkeit.“
BR: „Liebe Lucrezia, wir danken Ihnen für dieses Gespräch!“
Dieser Blogpost ist im Rahmen einer Bloggeraktion zur ZDF-Serie "BORGIA" entstanden. Wir danken für die Kooperation. Gerne wieder!
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Text dieses Blogposts: Stephanie Ristig-Bresser
Fotos: ZDF
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