„Schaust Du in die Augen eines Wolfes, blickst Du in Deine eigene
Seele.“ Ist der Leitspruch von Mystic Wolves . Unser Wahrzeichen ist der Wolf:
weil wir Wolfsfans sind. Klar, dass wir da wissbegierig und immer ganz Ohr
sind, wenn jemand über Wölfe gut Bescheid weiß – so jemand, wie die
Wolfsexpertin Tanja Askani, die seit Ende der 90er Jahre im Wildpark Lüneburger Heide
mehrere Wölfe groß gezogen hat und vertraut mit diesen Tieren zusammen lebt.
Wir freuen uns sehr, dass sich Tanja Askani die Zeit für ein Interview mit uns
genommen hat.
Sie begannen 1990 als Falknerin
im Wildpark Lüneburger Heide. Wann war Ihre erste Begegnung mit Wölfen und wie
ist es dazu gekommen, dass Sie mittlerweile ein ganzes Wolfsgehege betreuen?
Als ich 1992 das erste Mal den
Wolfswelpen Cheenook im Arm hatte, war der Funke übergesprungen, und es war
klar, dass ich neben meiner Tätigkeit als Falknerin auch um die Wölfe im
Wildpark kümmern wollte. Das Thema ließ mich nicht mehr los. In meiner Freizeit
besuchte ich verschiedene Wolfsgehege, nahm Kontakt zu anderen Wildparks und
Wolfsexperten auf, um von ihnen zu lernen. Der Plan war, auch in Lüneburg ein
Wolfsgehege zu betreiben. Das realisierte sich dann sehr viel schneller als
geplant. Im Wildpark Lüneburger Heide bekam eine Wölfin Junge. Bei der Geburt
starben sowohl sie als auch ihre Welpen – so schien es zunächst. Bei der
Bergung der Tiere stellten wir fest, dass noch ein Junges ganz schwach atmete:
Flocke. Das war mein erstes Wolfsjunges, das ich bei mir Garten aufziehen
sollte, denn das Wolfsgehege in Lüneburg stand ja noch gar nicht.
Wie ziehen Sie ein Wolfsjunges
groß? Wie geht das vor sich?
Das ist bei jedem Wolfsjungen
individuell, denn jedes Tier hat seine eigene Persönlichkeit, und so entscheide
ich das immer in Interaktion mit dem Tier. Grundsätzlich fühle ich mich immer
als Mutter: jedes Tier ist mein Kind. In den ersten drei bis vier Wochen bleibt
das Wolfsjunge komplett bei mir zu Hause, ich kümmere mich rund um die Uhr um
das Kleine, auch nachts schläft es bei mir. Mit drei bis vier Wochen verlassen
wir erstmals das Haus und gehen ins Gehege, wo sie ihr Rudel kennen lernen.
Zunächst schnuppern sie nur kurz, doch die Zeit im Gehege wird immer länger, so
etwas wie eine Eingewöhnung in den Kindergarten. Im Alter von drei bis vier Monaten bleiben sie den ganzen Tag da.
Natürlich verbringe ich nach wie vor noch viel Zeit mit ihnen, als ihre Mutter
bin ich ja schließlich eine wichtige Bezugsperson. Aber Wölfe werden sehr viel
schneller erwachsen als beispielsweise Hunde.
Was fasziniert Sie an Wölfen? Was
ist das Besondere an ihnen?
Ich finde an Wölfen sehr
faszinierend, dass sie so viele Widersprüche in sich bergen. Sie können sehr
zärtlich sein, sind aber auch gleichzeitig natürlich sehr wild, ein Raubtier,
das man nicht unterschätzen sollte. Bei jedem Tier, das ich aufziehe, finde ich
meinen eigenen Weg, Dominanz und Unterwürfigkeit auszutarieren – gerade, wenn
sie in die Pubertät kommen, wollen sie - ähnlich wie wir Menschen – Grenzen
austesten, sich an der Mutter reiben, da ist es wichtig, die richtige Balance
zu finden und in der vorherigen Aufzucht schon die richtige Mischung zwischen
Autorität und Laisser-faire gefunden zu haben.
Wölfe haben ja noch mit großen
Vorurteilen zu kämpfen. Was ist Ihre Meinung dazu?
Ja, sicherlich um Wölfe gibt es
noch immer hitzige Diskussionen, behaftet mit vielen Allgemeinplätzen. Es haben
sich zwei Extremgruppen herauskristallisiert. Auf der einen Seite meinen die
Wolfsfans, Wölfe seien nur lieb und wollen sie quasi wie ein Haustier bei sich
zu Hause halten und vergessen dabei, dass der Wolf auch ein Raubtier ist. Auf
der anderen Seite gibt es immer noch die Mär vom bösen Wolf, der die Kinder
wegfrisst.
Beide Positionen sind natürlich
mit Vorsicht zu genießen: Der Wolf ist ein wildes Tier; in der Regel hält er
sich aber von Menschen fern. Aber nur lieb ist der Wolf eben auch nicht. Der
Mensch hier in Deutschland hat verlernt, mit der Existenz von Raubtieren zu
leben.
Wolfsliebhaber kämpfen ja dafür,
dass wieder mehr Wölfe in den Wäldern ausgewildert werden sollen…
Das ist meiner Meinung nach
überhaupt nicht notwendig. Die Wölfe kommen von ganz alleine zurück. In den
vergangenen Jahrzehnten waren unsere Wälder ausgejagt. Der Wolf hatte nicht
mehr genügend zu fressen. Heute sind unsere Wälder langsam wieder intakt. Also
kommen auch die Wölfe zurück. Ein Auswilderungsprogramm haben wir nicht nötig.
Sie haben im Jahr 2010 die
Wolfshündin Naaja aus Kanada in den Wildpark Lüneburger Heide geholt und davor
jahrelang dafür gekämpft. Was hatte es damit auf sich? Warum wollten sie
unbedingt frisches Wolfsblut nach Deutschland holen?
In Deutschland haben wir ein
großes Inzucht-Problem. Fast alle weißen Wölfe gehen auf die Zucht von Bernhard
Grzimek im Frankfurter Zoo zurück. Entsprechend werden viele kranke Tiere
geboren, wie zum Beispiel Flocke die einzige Überlebende eines Wurfes ist. Auch
Flocke wäre fast gestorben als sie das erste Mal Junge bekommen hat. Dem wollte ich ein Ende setzen. Insgesamt
haben wir neben Naaja zwei weitere Wölfe aus Kanada geholt: Najaa nach Deutschland
und zwei Wölfe nach Österreich. Natürlich erhoffen wir uns dadurch neue Würfe
mit frischem Blut, ohne die Wölfe aus Kanada zu Geburtsmaschinen zu degradieren
natürlich.
Vielen Dank für das Gespräch und
weiterhin viel Freude und Erfolg beim Leben und Arbeiten mit den Wölfen im
Wildpark Lüneburger Heide!
Mehr über Tanja Askani gibt´s hier:
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